Bern: Weg frei für umstrittenes Bauprojekt in der Lorraine
Der Regierungsstatthalter Bern-Mittelland hat die Baubewilligung für ein Mehrfamilienhaus am Centralweg im Lorrainequartier von Bern erteilt. Das Projekt ist seit Jahren heftig umstritten.

Das Baugesuch für die Überbauung Centralweg hat der Fonds für Boden- und Wohnbaupolitik der Stadt Bern, vertreten durch Immobilien Stadt Bern (ISB), schon im Frühling 2013 eingereicht. Es sollte das Projekt «Baumzimmer», das Sieger eines Wettbewerbs war, realisiert werden. Geplant ist ein Mehrfamilienhaus mit 13 Wohnungen. Das Vorhaben stiess im Lorraine-Quartier wegen relativ hoher Mieten auf Kritik, Anwohner befürchteten einen weiteren Schritt in Richtung Gentrifizierung.
In drei Einsprachen wurden hauptsächlich eine ungenügende Anzahl Parkplätze, das Nichteinhalten der Grenzabstände und die fehlende Wirtschaftlichkeit bemängelt. Auch die Finanzierung sei nicht geeignet, um günstiges Wohnen zu ermöglichen, wurde kritisiert. 2014 reichte die Bauherrschaft eine Projektänderung ein. Im abgebänderten Projekt werden die Grenzabstände eingehalten, zudem verzichtete die Bauherrschaft auf die Anbauten, die sogenannten Baumzimmer, und sah statt dessen konventionelle Balkone vor.
2015 wurde das Baubewilligungsverfahren sistiert, weil zuerst die Anpassung des Bauklassenplans abgewartet werden musste. Der geänderte und genehmigte Bauklassenplan trat per 22. September 2017 in Kraft. Somit hatte der Regierungsstatthalter Bern-Mittelland Christoph Lerch wieder über das Baugesuch zu entscheiden – er erteilte nun die Baubewilliging. Die in drei Einsprachen vorgebrachten Kritikpunkte seien aus seiner Sicht öffentlich-rechtlich unbegründet, teilte Lerch mit.
Mit einem schnellen Baubeginn am Centralweg ist aber laut lokalen Medienberichten von regionalen Medien vorerst nicht zu rechnen. So suche die Stadt Bern zunächst nach Wegen, günstiger zu bauen, um tiefere Mieten zu ermöglichen. Die zuständige Direktion für Finanzen, Personal und Informatik wurde beauftragt, die Ausführungsarbeiten für das Bauprojekt neu auszuschreiben und bis Herbst 2018 ein kostenoptimiertes Projekt vorzulegen. Ändert sich das Bauvorhaben stark, muss sich der Stadtrat danach wieder mit dem Geschäft befassen.