Signa-Pleite: René Benko in Österreich festgenommen

Wegen Verdunkelungsgefahr sitzt der illustre Immobilienunternehmer seit gestern in Haft. Die Wiener Staatsanwaltschaft berichtet über neue Erkenntnisse zu seinen Machenschaften.

Der Wunsch dieses Sprayers in München ist – zumindest vorübergehend – Wirklichkeit geworden (Bild: © Grissef, CC BY-SA 4.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0>, via Wikimedia Commons)

Der österreichische Immobilienunternehmer René Benko ist gestern in seiner Villa in Innsbruck festgenommen und nach Wien überstellt worden. Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft in Wien nennt Verdunkelungsgefahr und Tatbegehungsgefahr als Gründe. Über einen Antrag auf Verhängung der Untersuchungshaft muss nun ein Gericht innerhalb von 48 Stunden entscheiden.

Telefonate abgehört

Gegen Benko, dessen milliardenschwere Signa Holding im vergangenen Jahr in die Insolvenz schlitterte, laufen zahlreiche Verfahren in mehreren Ländern. Einer den zentralen Vorwürfe gegen Benko: Er soll faktischer Machthaber und wirtschaftlich Berechtigter der Laura Privatstiftung sein und dies im Rahmen seiner persönlichen Insolvenz verheimlicht haben. Damit habe er Vermögenswerte verschleiert und das Geld der Stiftung dem Zugriff von Behörden, Masseverwaltern und Gläubigern entzogen. Die Staatsanwalschaft kam zu dieser Überzeugung, nachdem sie Telefonate abgehört und Mailverkehr von Benko überwacht hat.

Laut der Staatsanwaltschaft soll Benko Gesellschaftern der Signa Holding zu weiteren Investments im Rahmen einer Kapitalerhöhung in die Gesellschaft verleitet haben, indem er ankündigte, eigenes Geld nachzuschiessen. Dabei soll er aber fremde Gelder durch Überweisungen über mehrere Unternehmen hinweg als seinen eigenen Beitrag ausgegeben haben. Auch soll Benko eine luxemburgische Beteiligungsgesellschaft samt der dazugehörigen Gardasee-Villa – die berüchtigte «Villa Eden Gardone» – an eine andere liechtensteinische Stiftung verkauft haben, dies jedoch ohne ausreichenden Gegenwert.

Fremdes Kapital als eigenes ausgegeben

Vor der Festnahme Benkos hatte die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft in Wien neue Hausdurchsuchungen an mehreren Orten vermeldet – «auf Basis neuer Ergebnisse aus den bisherigen Ermittlungen», wie es hiess. Benko wird nun ein Investmentbetrug bei der Realisierung des Projekts Franz am Münchener Hauptbahnhof vorgeworfen. Er habe Verantwortliche eines ausländischen Staatsfonds veranlasst, mittels Anleihen in das Immobilien-Projekt zu investieren. Tatsächlich soll der Anleiheerlös nicht zur Gänze in das vereinbarte Projekt investiert, sondern ein Großteil des Geldes zweckwidrig verwendet worden sein. Auch wird gegen Benko wegen Betrugs und Förderungsmissbrauch ermittelt, vor allem im Zusammenhang mit österreichischen Covid-Fördermassnahmen. Benko soll solche Gelder in Betrieb eines Chalets in Lech (Tirol) gelenkt haben. Vor allem aber geht es in den Strafverfahren darum, dass Benko die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Signa-Gruppe und ihrer Zahlungswilligkeit bei der Verlängerung eines Bankkredits vorgetäuscht haben soll.

Auch in der Schweiz tätigte Benko Geschäfte. Er war zusammen mit Partnern insbesondere bei der Warenhauskette Globus aktiv – sowohl im Betrieb als auch bei den Liegenschaften – und fand hierzulande Investoren. Der langjährige CEO und VR-Präsident von Lindt & Sprüngli Ernst Tanner stieg früh bei Benkos Signa-Imperium ein. Auch fand Benko in mehreren Schweizer Banken Geschäftspartner bei der Finanzierung seiner Investments. (aw)

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