Manche Minergie-Bauten verbrauchen mehr Energie als geplant
In Bauten nach Minergie- und Minergie-P-Standard werden die Planungswerte für den Energieverbrauch meist unterschritten. Ausnahme: Verwaltungsbauten und fossil beheizte Mehrfamilienhäuser. Zu diesen Ergebnissen kommt eine Studie des BFE.
Die Auswertungen zum Energieverbrauch des Bundesamts für Energie (BFE) zeigen auf, dass die Planungswerte bei fossil beheizten, nach Minergie zertifizierten Mehrfamilienhäusern und Verwaltungsbauten im Betrieb teilweise markant überschritten werden. Bei den Mehrfamilienhäusern und Verwaltungsbauten nach gesetzlichem Baustandard überschreiten auch solche mit Wärmepumpen den Planungswert teilweise deutlich.
Dagegen wird der berechnete Energiebedarf bei allen Minergie-Standards für Einfamilienhäuser unterschritten. Die Planungswerte bei Umbauten und Minergie-P-Neubauten werden je nach Gebäudekategorie unterschritten oder eingehalten.
Vielfältige Gründe für Überschreiten der Werte
Die Gründe für das Überschreiten der Planungswerte bei Mehrfamilienhäusern und Verwaltungsbauten sind vielfältig, die Studie liefert keine belastbaren Erkenntnisse. Am Wesentlichsten scheinen das Nutzerverhalten, die Belegungsdichte und der suboptimale Betrieb der Gebäudetechnik den Verbrauch zu beeinflussen, heisst es beim Verein Minergie, der die Studie analysiert hat.
Da zum Zeitpunkt der Minergie-Zertifizierung die Anzahl Bewohner oder Mitarbeiter in einem Gebäude kaum bekannt sind, stützt sich die Berechnungsmethode auf bewährte, in SIA-Normen definierte Mittelwerte. Besonders sensitiv seien hierbei die Annahmen zur durchschnittlichen Belegung der Gebäude und den Raumtemperaturen. Gerade bei den besonders energieeffizienten Minergie-Bauten verursache eine Erhöhung der Raumtemperatur von zum Beispiel 20°C auf 22°C einen erheblichen zusätzlichen Energieverbrauch, heisst es bei Minergie.
Minergie überarbeitet zurzeit die Gebäudestandards Minergie, Minergie-P und Minergie-A, auf Anfang 2017 ist dem Verein zufolge mit wesentlichen Neuerungen zu rechnen. Auch seien Produkte für eine intensivierte Qualitätssicherung in der Bauphase (MQS) und eine Betriebsoptimierung in Entwicklung. (ah)