Digitalisierung: Nachzügler werden abgestraft
Die Digitalisierung verändert die Immobilien- und Baubranche. Eine Studie der Hochschule Luzern zeigt, dass Unternehmen, welche die Herausforderungen verschlafen, existentiell gefährdet sind. Insbesondere kleinere und national agierende Firmen haben Nachholbedarf. Die Studie führt zudem die Schlüsselfaktoren auf, um im digitalen Wettbewerb erfolgreich zu agieren.
Eines macht das «Digitalisierungsbarometer 2016» deutlich: 72 Prozent der für die neue Studie des IFZ Instituts der Hochschule Luzern befragten Unternehmen, hat die Bedeutung der Digitalisierung erkannt und entsprechende Ziele in der Unternehmensstrategie verankert. Die Qualität der Umsetzung ist jedoch sehr unterschiedlich. Bauunternehmungen und Architekturbüros etwa sind bezüglich der Digitalisierung oftmals schlecht aufgestellt, obwohl sie sich selber eher als Vorreiter sehen.
«Durch den täglichen Einsatz von digitalen Systemen wie 3-D-Modelling oder CAD-Systemen scheinen sich insbesondere Architekturbüros bezüglich der vorherrschenden Digitalisierung als innovativ einzustufen. Doch sie erkennen noch zu wenig, dass sich mit der Digitalisierung nicht nur die Planungsprozesse, sondern auch die Kundenbeziehungen verändern werden», sagt Studienleiter Markus Schmidiger.
Digital Leaders setzen sich ab
97 Prozent aller befragten Unternehmen erwarten, dass sich das Kundenumfeld durch die Möglichkeiten der Online-Kanäle wandelt. Kunden vergleichen mehr und sind preissensitiver geworden. Doch während sich die Kundschaft der Immobilienbranche in den vergangenen Jahren dank der Digitalisierung emanzipierte, hinken die Unternehmen im Bereich Kundenanalyse hinterher.
«44 Prozent der Firmen wissen nicht, wie sich ihre Kunden heute im Internet bewegen: Ob sie über ein Online-Portal auf das Angebot aufmerksam wurden, ob sie mobil oder stationär auf die Website zugreifen oder welche Informationen sie tatsächlich nutzen», sagt Schmidiger. «Damit fehlen den Unternehmen die Grundlagen, um ihre Produkte, Dienstleistungen und Vertriebskanäle zu optimieren.»
Digital Leaders – also Firmen, die sich aktiv mit der Digitalisierung auseinandersetzen und entsprechende Massnahmen umsetzen – haben dagegen in den vergangenen Jahren neue Branchen, Zielgruppen und Regionen erschlossen und dabei sowohl Marktanteile als auch Einnahmen und Profitabilität erhöht.
«Wer den Zug verpasst, wird untergehen»
Die Analyse zeigt, dass sich die Innovatoren in klar definierten Punkten von den Nachzüglern unterscheiden: Digital Leaders widmen sich vermehrt der Datenanalyse und kennen die Kunden und das Marktumfeld. Sie wissen, mit wem sie wirklich Geld verdienen, und können daher ihre Angebote sowie Informationskanäle darauf ausrichten und sich besser auf Entwicklungen vorbereiten.
Während knapp 60 Prozent der Digital Leaders sowohl die Einnahmen je Kunde und Einzelauftrag als auch insgesamt steigern konnten, sind es bei den Nachzüglern nur knapp 22 Prozent. Das deutet für Schmidiger darauf hin, dass sich die Schere in Zukunft noch weiter öffnen wird. «Die Digitalisierung lohnt sich. Und sie wird zur Überlebensfrage: Wer den Zug verpasst, wird untergehen.» (bw)