US-Wahl: Trump triumphiert
Es ist der Gott-sei-bei-uns geworden. Der Immobilienmogul Donald Trump zieht als 45. Präsident der USA in das Weisse Haus ein. Jener Mann, der im Wahlkampf keine Chance ausliess, politische Gegner zu beleidigen, gegen illegale Einwanderer zu wettern und Regierungschefs befreundeter Nationen, wie im Fall der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel, als "verrückt" zu bezeichnen.
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Diesseits des Atlantiks ist die Politik völlig überrascht vom Sieg des 70jährigen. Weder die Regierungen in Berlin, noch in Paris haben bislang Kontakte zu Trump geknüpft. Was wiederum überrascht. Schliesslich hatte bereits das Brexit-Votum der Briten im Juni gezeigt, dass bei politischen Kopf-an-Kopf-Rennen sehr wohl jene Seite gewinnen kann, die die meisten Minister und Abgeordnete lieber als Verlierer sehen würden.
Entsprechend fallen die ersten Reaktionen auf die US-Wahl aus. „Sehr viele Fragezeichen“, sieht Nationalratspräsidentin Christa Markwalder (FDP) für die Schweizer Wirtschaft. „Trumps Wahlsieg lässt ein Klima der Unsicherheit entstehen, das für Investitionsentscheide nachteilig ist.“ Für Deutschlands Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen ist das Votum gar ein „schwerer Schock“. Führende EU-Politiker fürchten, dass Populisten nun weiteren Zulauf bekommen werden. „Wir dürfen das Feld nicht den Radikalen in der Welt überlassen“, warnt Manfred Weber, Fraktionschef der Konservativen in Brüssel.
Donald Trumps Problem – und sein Vorzug
Trumps Problem: Er hat keine Vergangenheit auf dem Parkett in Washington. Seine Vorstellungen von der Aussen-, Innen-, Wirtschafts- und Finanzpolitik hat er in zumeist derben Äusserungen beschrieben. Vom „schmutzigsten Wahlkampf aller Zeiten“ sprachen deshalb europäische Medien. Doch exakt dieselbe Formulierung findet eine kurze Google-Suche in den Schlagzeilen zu den US-Wahlen von 2012 und 2008 und 2004. Denn anders als in Europa geht es beim Ringen um das Stimmvolk im Land des einstigen Wilden Westens traditionell wild zu – was nach dem Urnengang jedoch regelmässig ebenso schnell wieder vergessen wird. Wie seine Vorgänger im Amt gab sich auch Trump bei seiner ersten Rede präsidial, reichte dem politischen Gegner die Hand und beschwor die Einheit der Nation.
Trumps Vorzug: Er hat keine Vergangenheit auf dem Parkett in Washington. Er war bislang nicht Politiker, sondern Unternehmer. Als solcher weiss er, dass die Geschäfte am besten blühen, wenn Frieden herrscht, die Wirtschaft wächst und die Einkommen steigen. Seine Gegenkandidatin, die frühere Aussenministerin Hillary Clinton, hingegen unterstützte den Einmarsch im Irak und suchte fortwährend die Konfrontation mit Russland. Hingegen will Trump Militäreinsätze zurückfahren und den Ausgleich mit Putin finden. Für Europa kann dies nur gut sein.
„Mit Trump regiert ab 2017 ein Immobilienmann“
Ein weiterer Unterschied: Clinton versprach Geldhäusern in Reden vor deren Spitzenmanagern Kontrollen zurückzufahren. „Hingegen steht Trump für eine scharfe Regulierung der Grossbanken“, analysiert nüchtern Folker Hellmeyer, Chefvolkswirt der Bremer Landesbank. Hiervon dürfte Amerikas Immobilienwirtschaft durch eine solide Kreditversorgung profitieren. Überhaupt dürften die Betongold-Märkte zu den Gewinnern zählen. Denn bei aller Unsicherheit dürfe ein Fakt nicht ausgeblendet werden, sagt Claus Thomas, Spitzenmanager bei LaSalle Investment: „Mit Trump regiert ab 2017 ein Immobilienmann den wichtigsten und mächtigsten Staat der Erde“ – und als solcher wird er kaum etwas tun, um seiner Branche zu schaden. (Richard Haimann)