Rückblick 66. Schweizer Immobiliengespräch
Auf dem Schweizer Immobiliengespräch am 24. November 2016 im Zürcher Restaurant Metropol wurde die kontroverse Frage «Werden Büroleerstände zur Norm?» gestellt. Rund 100 Gäste diskutierten zusammen mit den drei Referenten des Abends und Moderator Prof. Dr. Markus Schmidiger über die Chancen und Risiken auf dem Schweizer Büroimmobilienmarkt.
Impressionen vom 66. Schweizer Immobiliengespräch im Zürcher Restaurant Metropol (Bilder: Silvia Greber)
Martin Bernhard, Head Research JLL Schweiz, gab auf dem 66. Schweizer Immobiliengespräch in seinem Referat zunächst einen Überblick über die Bürostandorte Basel, Bern, Genf, Lausanne und Zürich. «Die beiden grössten Märkte Genf und Zürich zeichnen sich durch die höchsten Leerstände in der Schweiz, aber auch durch hohe Dynamik und Liquidität aus», erläuterte Bernhard.
Betrachte man die Ambitionen beim Leerstandabbau, habe jedoch die Limmatstadt die Nase vorn gegenüber dem Grossstadt-Pendant in der Romandie. So hat die Leerstandziffer innert zwei Jahren (jeweils drittes Quartal) in Zürich um acht Prozent abgenommen, während sie in Genf im gleichen Zeitraum um über 21 Prozent zunahm, was dort die Bürospitzenmieten unter Druck setze, so Bernhard weiter.
Mit dem Blick auf internationale Standorte stellte er aber fest, dass sich die Leerstandzahlen hierzulande durchaus sehen lassen könnten, denn das Niveau beispielsweise in London oder in Frankfurt liege hierbei deutlich höher. Für die kommenden Jahre prognostizierte Bernhard mit dem Hinweis auf die Projekte-Pipeline in Zürich und in Genf für beide Städte eine weiter steigende Leerstandziffer.
«Das richtige Produkt ist matchentscheidend»
Robert Hauri von der SPG Intercity gab im Anschluss am Immobiliengespräch einen Einblick in die derzeitige Situation auf dem Büromietmarkt. «Vermietungen gelingen vor allem in neuen oder gut sanierten Gebäuden», gab er zu bedenken. Alte Gebäudebestände seien hingegen nur sehr schwer zu vermarkten. Das traditionell bekannte Modell der Rohbaumiete habe inzwischen fast ausgedient, so Hauri. Hinzu komme, dass der Mietzins nicht mehr das allein Ausschlaggebende in den Verhandlungen seien. Neben «Lage, Lage, Lage» sei heute zunehmend auch das richtige Produkt für das nachfragende Unternehmen «matchentscheidend».
Auch Hauri erwartet für die Zukunft höhere Leerstandzahlen als auch schon. Neue Ansiedlungen aus dem In- oder aus dem Ausland spielten kaum eine Rolle. Etwas Hoffnung könne man auf den neuen Google-Standort an der Zürcher Europaallee setzen, der eventuell eine Nachfrage aus der Tech-Branche nach sich ziehen könnte. Das derzeit stärkste Segment bezogen auf die geforderten Flächengrössen sei aktuell bei circa 350 Quadratmeter zu finden. Im Bereich von Grossanmietungen ennet der 500- oder gar 1.000-Quadratmeter-Grenze seien die Anfragen dagegen aktuell eher rar gesät, gab Hauri am Immobiliengespräch zu.
«Disruptives in vielen Bereichen»
Roger Krieg von RESO Partners merkte danach an, dass sich die Investitionsattraktivität der Schweiz hinsichtlich Büroimmobilien bereits seit dem Jahr 2007 leicht negativ entwickele. Zugleich gab er zu bedenken: «Einen Sockelleerstand von etwa fünf Prozent müssen wir akzeptieren.» Generell gewinne das Thema Eigentümerverantwortung an Bedeutung. Es reiche heutzutage nicht aus, einfach einen Mietvertrag zu unterzeichnen und den Mieter nach drei oder nach fünf Jahren zu fragen, ob er verlängern möchte. Vielmehr müsse viel öfters mit den Büronutzern gesprochen und auf deren Bedürfnisse und Wünsche gehört werden, so Krieg.
Er stellte in diesem Zusammenhang beim Immobiliengespräch zudem die Behauptung auf: «In 20 Jahren werden ein Drittel aller Flächen ohne fixe Laufzeiten vermietet sein.» Die nachwachsende Generation wolle viele Dinge teilen (Stichworte: «Sharing Economy», «Coworking Spaces») und nicht mehr besitzen oder auf lange Frist anmieten. Diese auf die Branche zukommende Disruption zeige sich beispielsweise auch schon auf dem Wohnungs- und Hotelmarkt sowie in Bereichen von Retail und Gastronomie mit zunehmenden Pop-Up-Konzepten. (mr)
- Präsentation Martin Bernhard von JLL
- Präsentation Robert Hauri von SPG Intercity
- Präsentation Roger Krieg von RESO Partners