Rückblick 73. Schweizer Immobiliengespräch: «Coworking for Corporates?»

Flexible Arbeitswelten sind scheinbar das Gebot der Stunde – für Einzelkämpfer wie für ganze Unternehmen. Die Bandbreite des Coworkings zeigten die Referenten des 73. Schweizer Immobiliengesprächs.

«Mutiert die Büroimmobilie zum Betreibermodell?», fragte Moderator Markus Schmidiger von der Hochschule Luzern zu Beginn des jüngsten Schweizer Immobiliengesprächs im Zürcher Restaurant Metropol vor rund 120 interessierten Gästen.

Revolution oder Paradigmenwechsel?

Florian Kuprecht von CBRE Schweiz vertrat die Meinung, dass sich durchaus eine Revolution auf dem Büroflächenmarkt andeute oder zumindest ein Paradigmenwechsel. 40.000 Firmengründungen habe es im letzten Jahr in der Schweiz gegeben mit gerade einmal 50.000 Mitarbeitenden. Viele Start-ups und Kleinunternehmen seien hierunter und forderten auf dem Büromarkt neue Konzepte ein. Zudem werde in vielen Unternehmen verstärkt in Projektgruppen gearbeitet, die ein entsprechend innovatives und kreatives Ambiente benötigten. «Die Vernetzung in der Arbeitswelt wird digital wie real immer wichtiger», fasste Kuprecht zusammen und nannte damit ein wichtiges Argument für Coworking Spaces, die es seit ein paar Jahren auch in der Schweiz gibt.

Derzeit verfügt die Eidgenossenschaft über mehr als 200 Coworking-Standorte. Zuletzt lag die Wachstumsrate in diesem Segment bei etwa 15 bis 17 Prozent. Nach Schätzungen von CBRE betrifft dies somit erst weniger als einen Prozent Anteil am hiesigen Büroflächenmarkt. Doch bereits im Umkreis des Zürcher Hauptbahnhofs finde man, je nach Radius, eine Absorptionsquote durch Anbieter von flexiblen Flächen von fünf bis zu zehn Prozent, so Kuprecht.

Strategische Gründe fürs «Coworken»

Für Garry Gürtler, Schweizer Repräsentant des internationalen Businesscenter-Betreibers IWG, ist klar, dass die Digitalisierung den grossen Treiber des Coworking-Trends darstellt. «Dies hat Auswirkungen sowohl auf die Gewohnheiten der Arbeitnehmer als auch auf das Flächenmanagement der Arbeitgeber.» Doch gebe es auch rein strategische und auch finanzielle Gründe für Grosskonzerne (Corporates) den Coworking-Weg zu beschreiten: «Grosse Firmen brauchen grössere Flexibilität, um schnell grosse geografische Räume in verschiedenen Ländern abdecken zu können»,  sagt er. Hierzu eigneten sich Coworking Spaces ideal. Ein weiterer Aspekt ergibt sich laut Gürtler für Unternehmen auch in steuerlicher Hinsicht, Stichwort: neuer Leasingstandard IFRS 16.

IWG ist seit 25 Jahren mit seiner Businesscentermarke Regus in der Schweiz aktiv und hat sein Angebot in den vergangenen Jahren mit verschiedenen Brands diversifiziert. Nun biete man mit den Konzepten Spaces, No.18, OpenOffice, Signature und Basepoint Coworking-Welten für die unterschiedlichen Bedürfnisse an – vom jungen Start-up-Unternehmer bis hin zu einer gehobenen und älteren Geschäftsklientel, so Gürtler.

Swiss Life folgt dem Trend

Giorgio Engeli von Swiss Life Asset Management zeigte schliesslich einige Praxisbeispiele für Coworking-Konzepte. Der Versicherungskonzern sieht die Vermarktungschancen von flexiblem Büroraum auch bei sich und hat derzeit mehrere Projekte in Planung. So zum Beispiel in Kooperation mit Village Office am Tessinerplatz in Zürich, in Zusammenarbeit mit OfficeLab in Baden und im Blandonnet-BIRD in Genf-Vernier nahe dem Flughafen.

An der Zürcher Bahnhofstrasse richtet Swiss Life zusammen mit der Firma WeSpace eine Coworking-Büroetage eigens für Frauen ein. Mit «The One Zurich» folgt darüber hinaus an der Seefeldstrasse am Bahnhof Tiefenbrunnen schon bald auch an «Prime Location» ein weiteres Projekt mit flexiblen hochwertigen Büroräumen, so Engeli. Als sehr geeignet für ein Coworking-Konzept für Corporates sieht er zudem das «TicTricTrac» in der Zürcher Binz. Dort würden ab 2021 gut 15.000 Quadratmeter Bürofläche zur flexiblen Verfügung stehen. «Wir halten das für möglich, dass das da geht», zeigte sich Engeli beim Schweizer Immobiliengespräch überzeugt.

 

Präsentationen:

Florian Kuprecht, CBRE (Zürich) AG

Gary Gürtler, International Workspace Group

Giorgio Engeli, Swiss Life Asset Management AG

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