Luzern: Kontroverse um Mehrkosten für EWL-Areal

In Luzern liegt die nächste Finanzierungsrunde zum EWL Areal auf Eis. Die Stadt verweist auf einen überraschenden Preisanstieg. Gegen die Darstellung wehrt sich der Totalunternehmer Halter.

EWL-Areal
Visualisierung der geplanten Überbauung auf dem EWL-Areal (Quelle: EWL Areal AG)

Erst Anfang März hatte der Luzerner Stadtrat beim Grossen Stadtrat Sonderkredite in Höhe von 133 Mio. CHF für die Entwicklung des EWL Areals beantragt (IB berichtete). Nun will die Geschäftsprüfungskommission des Grossen Stadtrats (GPK) den Antrag zurückweisen lassen. Falls das Parlament dem Antrag folgt, führt dies gemäss einer Vereinbarung mit dem Totalunternehmer automatisch zu einem Planungsstopp. Zudem werde die Validität des vom Totalunternehmer angekündigten Preisanstiegs überprüft, so die EWL Areal AG in einer Medienmitteilung.

Die GPK begründete ihren Antrag unter anderem mit dem neuen Kostendach-Werkpreis des Projekts. Die Kosten für die Realisierung würden demnach um rund 31,5 Mio. CHF, also um rund 16% ansteigen. «Die massive Kostensteigerung liegt im klaren Widerspruch zu früheren Bestätigungen des Totalunternehmers und ist für die EWL Areal AG inakzeptabel», schreibt die EWL Areal, die als Bauherrin der Entwicklung auftritt. «Aufgrund des Umstandes, dass noch im Januar 2023 der offerierte Kostendach-Werkpreis bestätigt wurde, konnte und durfte die EWL Areal AG nicht mit einer derart massiven Preiserhöhung rechnen, zumal die Grundlagen, mit denen die Preiserhöhung teilweise begründet werden, seit langem bekannt waren.»

«Vorwürfe entziehen sich jeglicher sachlichen Grundlage»

Die Halter AG hat mit einer eigenen Medienmitteilung reagiert. Darin schreibt sie: «Die (…) jetzt vorgebrachten, für die Halter AG überraschenden Vorwürfe entziehen sich jeglicher sachlichen Grundlage und irritieren.» Die im März 2023 vorgestellte Werkpreiskalkulation berücksichtige Mehrkosten aus Positionen, die nicht im Totalunternehmer-Umfang enthalten gewesen seien. Halter kritisiert, dass nach der Auftragsvergabe kein Totalunternehmer-Werkvertrag abgeschlossen wurde. Schon zu diesem Zeitpunkt seien Änderungen am Projekt absehbar gewesen. Es habe dann weitreichende Bestellungsänderungen der unterschiedlichen Nutzer gegeben, die Umplanungen erforderlich machten. Die Mehrkosten seien kalkuliert und bestätigt worden. Auch seien im Laufe der Zeit Altlasten- und Baugrund-Gutachten aktualisiert worden. Solche Positionen und ihre Risiken seien nicht Bestandteil des Totalunternehmer-Angebots respektive des ursprünglichen Werkpreises gewesen. «Wäre – wie ursprünglich vorgesehen – bereits ein TU-Werkvertrag abgeschlossen, wären diese unbestrittenermassen als Nachträge der Bestellerin belastet worden.» Fehlerlos sei das Planerteam nicht gewesen, räumt Halter ein. So habe man die Terminplanung im Sommer 2022 wegen Fehlinterpretationen ändern müssen. Teilweise sei die Bauzeiteränderung aber ebenfalls auf Bestellungsänderungen zurückzuführen gewesen.

Pause, bis Klarheit über Kosten herrscht

Laut GPK wird die Beratung über das Projekt fortgesetzt, «wenn die Lage von der EWL Areal AG neu beurteilt ist und Klarheit über die Kosten herrscht». Der Stadtrat betont, dass die Stadt nicht Bauherrin des Projekts Rotpol ist, sondern eine privatrechtliche Aktiengesellschaft mit städtischer Minderheitsbeteiligung. Der direkte Einfluss sei begrenzt, aber es sei dem Stadtrat wichtig, «mit dem Projekt Rotpol den Grundstein legen zu können für eine nachhaltige, zukunftsgerichtete Quartierentwicklung.»

Die EWL Areal AG setzt sich zu je einem Drittel aus den Aktionärinnen Stadt Luzern, Allgemeine Baugenossenschaft ABL und EWL Energie Luzern zusammen. Gemeinsam realisieren sie ein neues Sicherheits- und Dienstleistungszentrum samt Wohnungen auf dem Areal. EWL und die bereits ansässigen städtischen Dienstabteilungen (unter anderem Umweltschutz, Geoinformationszentrum und Tiefbauamt) erhalten auf dem Grundstück neue Räumlichkeiten. Ausserdem werden künftig die Feuerwehr Stadt Luzern, die Zivilschutzorganisation Pilatus, die Stadtgrün und Stützpunkte für das Strasseninspektorat auf dem rund 20.000 qm grossen Gelände angesiedelt. (aw)

 

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