Zürich: Seebahn-Höfe einen Schritt weiter
Das Projekt, das Wohnraum für 1.000 Menschen schaffen soll, hat die Zustimmung des Gemeinderats. Unterdessen erwägt der Heimatschutz rechtliche Schritte.

Der Zürcher Gemeinderat hat mit 100 Ja- zu 11 Nein-Stimmen dem privaten Gestaltungsplan Seebahn-Höfe zugestimmt. Damit ist ein wichtiger politischer Meilenstein erreicht. Die beiden Genossenschaften ABZ und BEP könnten nun einen Schritt weitergehen auf dem Weg zu neuem, bezahlbarem Wohnraum für rund tausend Menschen, sagt ABZ-Präsidentin Nathanea Elte. Die breite Zustimmung zeigt, dass sich das Parlament bewusst ist, «wie dringend wir mehr bezahlbaren Wohnraum brauchen und welchen wichtigen Beitrag das Projekt Seebahn-Höfe dazu leistet».
Der Gestaltungsplan sichere die Qualitäten der beiden Wohnüberbauungen, wie sie in einem langjährigen Prozess mit der Stadt Zürich entwickelt wurden. Am Anfang standen acht Leitsätze zur Quartierentwicklung, verabschiedet im Jahr 2008. Mit dem Gestaltungsplan verpflichten sich die ABZ und die BEP dazu, ihre Wohnungen 100 Jahre lang in Kostenmiete zu vermieten, 20 Prozent der Wohnfläche als subventionierten Wohnraum bereitzustellen und den Mietzins des städtischen Kindergartens zu vergünstigen.
Der lange Prozess bis zur Zustimmung zum Gestaltungsplan wurde immer wieder verzögert, was die Kosten stark in die Höhe getrieben hat. Doch stehen die Genossenschaftsmitglieder nach wie vor voll hinter dem Projekt. Die ABZ-Generalversammlung hat dem Nachtragskredit 2024 deutlich zugestimmt.
Die BEP wartet mit ihrem Nachtragskredit, bis die Baubewilligung vorliegt, zeigt sich aber zuversichtlich, dass auch ihre Mitglieder den Kredit annehmen werden. «Das Projekt ist zeitgemäss und zukunftsträchtig», sagt BEP-Präsidentin Claudia Vontobel: «Wir bedanken uns für das Vertrauen in die Genossenschaften, das der Gemeinderat mit seinem Entscheid zum Ausdruck gebrach hat.»
Als nächsten Schritt werden die Baugenossenschaften die Baugesuche einreichen, auf deren Grundlage der Stadtrat über die Baubewillgung entscheidet. Doch bis die Bagger auffahren, wird es wohl noch eine Weile brauchen – unter anderem, weil der Heimatschutz Zürich erwägt, «rechtliche Schritte» gegen das Projekt zu ergreifen. So fehlt gemäss Heimatschutz-Präsidentin Noth ein Gutachten der EDK Eidgenössischen Kommission für Denkmalpflege, welches der Zürcher Stadtrat eigentlich in Auftrag hätte geben müssen.
Derweil prüfen, wie der Tages-Anzeiger berichtet, die IG «Seebahnhöfe retten» – im Quartier ansässige Gegner – die Ergreifung des Referendums. Der Hauptkritikpunkt der Kritiker: Die Arbeitersiedlungen aus den 1930er Jahren seien historisch wertvoll und daher erhaltenswert. (bw)