Zu hoher Flächenverbrauch im Wohnbau?

Jeder zehnte Haushalt verfügt nach eigener Einschätzung über zu viel Wohnfläche. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die das Bundesamt für Wohnungswesen (BWO) veröffentlicht hat.

Jeder zehnte Haushalt verfügt nach eigener Einschätzung über zu viel Wohnfläche (Foto: Pixabay)

Die Studie basiert auf Daten des Schweizerischen Haushaltspanels und kommt zum Schluss, dass rund zehn Prozent aller Haushalte ihren Wohnflächenkonsum als zu gross einschätzen – das wären demnach schweizweit ca. 350.000 Haushalte. Das grösste Sparpotenzial liege im Flächenverbrauch von älteren Menschen, Einpersonenhaushalten und Eigentümern. Diese dürften bei geeigneten Angeboten auch häufig bereit sein, ihren Platzbedarf mit einem Wohnungswechsel zu verkleinern, so das BWO.

Für viele andere Haushalte mit überdurchschnittlichem Wohnflächenkonsum sei ein Umzug in ein kleineres Wohnobjekt jedoch «grundsätzlich kein Thema», heisst es beim BWO. Sie seien nicht der Meinung, über zu viel Wohnraum zu verfügen. Diese Haushalte wären nur mit spezifischen Massnahmen zu einem Umzug in eine kleinere Wohnung und zu einer Reduktion der beanspruchten Wohnfläche zu bewegen.

Mit welchen Instrumenten der Wohnflächenverbrauch beeinflusst werden könnte, zeigt eine zweite Studie, die zusammen mit der Kantons- und Stadtentwicklung des Kantons Basel-Stadt veranlasst wurde. Sie vergleicht 14 Instrumente, mit denen der Wohnflächenverbrauch beschränkt oder seine Reduktion gefördert wird, etwa Lenkungsabgaben oder Steuern, die einen geringeren Wohnflächenverbrauch belohnen. Die Autoren empfehlen vier Instrumente zur Umsetzung: Belegungsvorschriften sowie Flächenbeschränkungen bei geförderten genossenschaftlichen und anderen gemeinnützigen Wohnungen, Umzugshilfe durch spezifische Beratungen und die Möglichkeit, mehr Wohnfläche zu bauen, wenn darin flächensparend gewohnt wird.

Die Studienautoren schreiben jedoch auch, dass die Massnahmen wohl kaum durchsetzbar wären: «Je wirksamer die Instrumente zur Senkung des Wohnflächenverbrauchs, umso drastischer würden sie die heutige Funktionsweise des Wohnungsmarkts ändern und anderen wichtigen Anliegen entgegen wirken.» Dies gelte u.a. für Lenkungsabgaben: Es müssten enorm hohe Geldbeträge ein- und ausbezahlt werden, damit schliesslich weniger Wohnfläche pro Kopf belegt würde. Die Nachteile dieser Instrumente dürften heute zu stark wiegen und deshalb abgelehnt werden, vermutet das BWO.

Hintergrund der Untersuchungen ist u.a. die Zustimmung des Volkes zur Revision des Raumplanungsgesetzes im Jahr 2013. Sie zeigte, dass die Bevölkerung die Landschaft und das Kulturland schützen möchte. Das Wohnen ist jedoch einer der wichtigsten Gründe für den Bodenverbrauch und die Zersiedelung. So sind die Wohngebäudeflächen in der Schweiz zwischen 1985 und 2009 um 53 Prozent gestiegen, während die Wohnbevölkerung lediglich um 17 Prozent zunahm. (ah)

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