Outlet-Center in Europa wieder auf dem Vormarsch

Fabrikverkaufszentren gelten als extrem resilient gegenüber dem E-Commerce und wachsen nach einer Delle laut der neuesten Ecostra-Studie wieder stärker. Ein anderer Trend: Namhafte Akteure suchen den Einstieg.

Outlet-Center Wachstum Europa 2024
Eine Übersicht über die grössten Betreiber von Outlet-Centern in Europa (Grafik: Ecostra)

Nach einer Wachstumsdelle nach der Pandemie, mit der sich verzögert Folgen der Corona-Krise zeigten, nimmt der Markt für Outlet-Center in Europa wieder Fahrt auf. Zu diesem Ergebnis kommt der neueste Bericht der deutschen Retail-Beratungsgesellschaft Ecostra. Die erkennbaren Wachstumssignale dieses Retailformats, das sich bisher als immun gegen die E-Commerce-Konkurrenz gezeigt hatte, seien quantitativ zwar noch vergleichsweise bescheiden. Projekte in der Entwicklungspipeline lassen aber auf stärkeres Wachstum in der Zukunft schliessen, so Ecostra.

Verkaufsfläche wächst um 7,6%

In den letzten zwölf Monaten stieg die Zahl der Fabrikverkaufszentren in Europa per Saldo leicht auf 198 in Betrieb befindliche Center (+0,5%). Deren gesamte Verkaufsfläche wuchs im selben Zeitraum dagegen um ca. 7,6% deutlich stärker auf nun knapp 3,3 Mio. qm. Eine der bedeutendsten Neueröffnungen stellte das „Designer Outlet Paris-Giverny“ in Douains (Frankreich) dar, das vom europäischen Marktführer McArthurGlen unmittelbar an der Autobahn zwischen Paris und Le Havre realisiert wurde. Dagegen nahmen die Ecostra-Researcher das nahezu leerstehende Outlet-Center in der bulgarischen Stadt Sofia aus der Statistik heraus. In der Region entsteht aber bereits ein moderner und hochwertiger Ersatz.

Akteure suchen den Einstieg in die Branche

Auch auf der Seite der Betreiber kommt Bewegung in den Markt. So wurde vor wenigen Tagen die Übernahme des österreichischen Betreibers Retail Outlet Shopping (ROS), die Nummer fünf im Markt, durch den französischen Projektentwickler und Investor Frey SA vollzogen. Laut Ecostra suchte die Frey-Gruppe bereits seit einiger Zeit den Einstieg in den Outlet-Markt. Auch auf der Objektseite ist Frey bereits fündig geworden. So wurde erst kürzlich das in Schweden in Bau befindliche „Malmö Designer Village“ von dem britischen Entwickler Rioja Estates erworben. Dieses Center soll mit einer Mietfläche von ca. 18.000 qm in der zweiten Jahreshälfte 2026 an den Markt gehen.

Eine weitere bedeutende Entwicklung hat sich laut Ecostra im Transaktionsmarkt ergeben. Im Premiumsegment gab der britische Investor Hammerson plc, der wichtigste Anteilseigner der Center von Value Retail, Ende Juli 2024 seine Anteile ab. Das Transaktionsvolumen allein für diesen Deal beläuft sich auf etwa 1,7 Mrd. Euro und stellt die bislang wohl größte Einzeltransaktion im europäischen Outlet-Markt dar. Ecostra-Chef Johannes Will vermutet Kapitalbedarf von Hammerson in anderen Assetklassen – vor allem Shoppingcentern – als Grund für den Verkauf dieser «Juwelen». Der Käufer, der US-Investmentfonds L Catterton gehört in den Einflussbereich von Bernard Arnault, dem Chef des Luxuskonzerns LVMH.

Trend: Shoppingcenter satteln um

Die Pipeline zur Neuansiedlung von Outlet-Centern in Europa ist derzeit eher überschaubar, es dominieren Erweiterungen bestehender Center. In Deutschland etwa stehen Flächen für diese Vertriebsform besonders hohe Hürden entgegen. So haben die Behörden die Erweiterungsplanung des «Designer Outlet Soltau» in Norddeutschland unlängst abgelehnt. Das sollte um 5.000 auf 15.000 qm erweitert werden. Die Erweiterungsplanungen an den Standorten Zweibrücken und Montabaur (beide Rheinland-Pfalz) scheinen dagegen wie geplant vollzogen werden zu können.

Ein weiterer Trend in Reaktion auf das restriktive Baurecht ist die Umnutzung von Teilflächen kriselnder Shoppingcenter in Outlets. Am weitesten fortgeschritten ist hier die Umnutzung von etwa 9.000 m² Fläche im Huma-Einkaufszentrum in Sankt Augustin bei Bonn (Deutschland). Die dort geplante Outlet-Ebene soll im November des Jahres eröffnet werden. Will berichtet, dass mehrere Shoppingcenter in diese Richtung denken. Outlet-Stores seien oft die einzige Möglichkeit, Flächen zu füllen. Hybridkonzepte aus klassischen Einkaufszentren und Outlet Centern seien in verschiedenen europäischen Ländern schon seit längerem etabliert.

Die Schweiz gehört laut Ecostra-Statistik mit fünf Outletcentern und einer Verkaufsfläche von 77.500 qm zu den zehn Märkten mit der stärksten Präsenz des Formats. Die Aussicht auf weitere Wachstum in der Schweiz beurteilt Ecostra eher zurückhaltend. Die Schweiz wird im Bericht mit einer leicht rückläufigen Tendenz im Outlet-Markt eingestuft. (aw)

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