Harte Massnahmen bei Implenia
Implenia kündigt eine umfangreiche Restrukturierung an. Der Baukonzern will sich weitgehend auf die Kernmärkte Schweiz und Deutschland konzentrieren und sich von einigen Geschäftsbereichen trennen. Für 2020 erwartet Implenia einen Verlust.
Das Implenia-Management ist mit der Umsetzung der neuen Strategie beim führenden Schweizer Baukonzern nicht zufrieden, die Schritte müssten intensiviert und beschleunigt werden. Dabei kündigt es «unvermeidbare, schmerzhafte Massnahmen» an.
Wie Implenia am Dienstag mitteilt, will sich das Unternehmen künftig auf Bau- und Immobiliendienstleistungen in der Schweiz und in Deutschland konzentrieren. Nur Tunnelbau- und Infrastrukturprojekte sollen auch in anderen Märkten weitergeführt werden.
Verschiedene Geschäftsbereiche, die nicht strategisch oder profitabel sind oder nicht zum Kerngeschäft gehören, will Implenia veräussern oder aufgegeben. Zudem will der Konzern seine Beteiligungen an anderen Unternehmen verringern, um dadurch seine Eigenkapitalquote zu verbessern.
Aus für unrentable Bereiche im Hoch- und Tiefbau
Besonders der Tiefbau (Division Civil Engineering) ist von den Massnahmen betroffen. Aktivitäten in Schweden, Norwegen, Österreich und Rumänien sollen verkauft oder aufgegeben werden; das Tunnelbaugeschäft in Frankreich steht unter Beobachtung. Auch in der Schweiz will Implenia sich auf ausgewählte Regionen fokussieren.
Im Hochbau, in der Division Buildings, werden nicht profitable Geschäftseinheiten wie die deutsche Implenia Bau GmbH geschlossen. Die Aktivitäten in Österreich sollen an einen neuen Eigentümer übertragen werden. Auch in der Division Specialties, die als Generalunternehmer im Bau- und Ingenieurwesen tätig ist, werden nicht strategische oder unprofitable Geschäftseinheiten verkauft oder aufgegeben, etwa die Implenia Modernbau GmbH mit Sitz in Saarbrücken.
Ausgebaut werden soll indes die Division Real Estate: Die Sparte solle in der Schweiz mit ihrem Entwicklungsportfolio weiterwachsen und auch in Deutschland expandieren, so Implenia. Künftig sollen auch Dienstleistungen im Bereich Portfolio- und Assetmanagement erbracht und skalierbare Immobilienprodukte für internationale Märkte entwickelt werden.
Implenia rutscht in die Verlustzone
Von der nun angekündigten Restrukturierung werden nach Unternehmensangaben bis zum Jahr 2023 rund 2.000 Vollzeitstellen betroffen sein. Implenia rechnet mit 750 Entlassungen, davon rund 250 in der Schweiz. Die restlichen 1.250 Stellen sollen an andere Eigentümer übergehen. Implenia erwartet bis 2023 jährliche Einsparungen von mehr als 50 Millionen CHF und eine Reduktion der Vermögenswerte von 20%. Die Restrukturierungskosten werden auf circa 60 Millionen beziffert.
Im Geschäftsjahr 2020 erwartet Implenia ein EBITDA von ungefähr -70 Millionen. Darin enthalten seien der Effekt der Ina-Invest-Transaktion (+49 Mio.), Auswirkungen der Corona-Pandemie (-50 Mio.), ausserordentliche Wertberichtigungen auf Projekte in Höhe von 200 Millionen und die Restrukturierungskosten (60 Mio.). Der Auftragsbestand liegt den Angaben zufolge bei rund 6,1 Milliarden.
Für 2021 stellt Implenia ein EBIT von mehr als 100 Millionen in Aussicht bzw. ein EBITDA von über 200 Millionen. Mittelfristig strebt die Gruppe eine EBIT-Marge von 4,5% an, was ungefähr einer EBITDA-Marge von 6,5% entspricht. (ah)