Vonovia will Deutsche Wohnen übernehmen
Die Immobilienkonzerne Vonovia und Deutsche Wohnen wollen fusionieren. Durch den Zusammenschluss würde Europas grösster Wohnimmobilienkonzern mit einer Marktkapitalisierung von 45 Mrd. Euro entstehen.

Das fusionierte Unternehmen, das als Vonovia SE firmieren und seinen Sitz in Bochum haben soll, wird über einen Bestand von mehr als 500.000 Wohnungen mit einem kombinierten Immobilienwert in Höhe von knapp 90 Mrd. Euro verfügen. Vonovia gehören rund 415.000 Wohnungen vor allem in Deutschland, aber auch in Schweden und Österreich. Der Portfoliowert liegt bei ca. 59 Mrd. Euro. Die Deutsche Wohnen mit Sitz in Berlin hält knapp 157.500 Wohn- und Gewerbeeinheiten, drei Viertel davon befinden sich in Berlin.
Vonovia bietet den Aktionären der Deutsche Wohnen insgesamt 53,03 Euro/Aktie, was einer Prämie von knapp 18% auf den Schlusskurs der Deutsche-Wohnen-Aktie vom 21. Mai 2021 und von 25% auf Basis des gewichteten Durchschnittskurses der letzten drei Monate entspricht. Das Angebot bewertet die Immobiliengesellschaft mit 18 Mrd. Euro.
Es ist das mittlerweile dritte Mal, dass Vonovia die Deutsche Wohnen übernehmen will. Zuletzt war vor fünf Jahren eine Übernahme am Widerstand der Deutsche Wohnen gescheitert. Nun aber unterstützen Vorstand und Aufsichtsrat der Immobilienfirma das Angebot. Michael Zahn, CEO der Deutsche Wohnen, soll zum stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden und Philip Grosse, CFO der Deutsche Wohnen, zum Finanzvorstand der Vonovia bestellt werden.
Konzerne wollen dem Land Berlin Wohnungen verkaufen
Die Deutsche Wohnen, aber auch Vonovia und andere grosse Vermieter stehen derzeit in Berlin massiv unter Druck: In der Hauptstadt läuft das Volksbegehren «Deutsche Wohnen und Co. enteignen», das zum Ziel hat, Unternehmen, die mehr als 3.000 Wohnungen halten, zu verstaatlichen. Betroffen wären 200.000 Wohnungen, die meisten davon gehören der Deutsche Wohnen. Die Initiative, die sich gegen stark steigende Mieten einsetzt, hat grossen Zulauf erhalten, seit das deutsche Bundesverfassungsgericht den sogenannten Mietendeckel gekippt hat. Es könnte zu einer Volksabstimmung im Herbst kommen.
Wohl auch vor diesem Hintergrund haben Vonovia und Deutsche Wohnen angekündigt, «Verantwortung für eine soziale und nachhaltige Wohnungspolitik» übernehmen zu wollen. Als «Beitrag zum Ausbau des kommunalen Wohnungsbestandes» wollen die beiden Unternehmen dem Land Berlin «eine signifikante Anzahl» an Wohnungen aus ihrem Bestand verkaufen – es soll sich um rund 20.000 Einheiten handeln. Geplant sind ferner u.a. eine Begrenzung der Mietsteigerungen bis 2026, mehr Neubauten und vergünstigte Wohnungen für junge Familien.
Der Abschluss des Übernahmeangebots wird laut Vonovia bis Ende August angestrebt. Es steht unter dem Vorbehalt einer Mindestannahmequote von 50%.