Julius Bär schreibt Signa-Kredite vollständig ab

Die Bank kündigt an, dass CEO Philipp Rickenbacher das Institut verlässt. Aus dem Private-Debt-Geschäft zieht sie sich zurück.

Julius Bär schreibt die Signa-Kredite vollständig ab (Bild: depositphotos)

Die Bank Julius Bär zieht Konsequenzen aus ihrem Engagement bei der Signa-Gruppe des österreichischen Immobilienunternehmers René Benko: Die Bank nimmt eine vollständige Wertberichtigung auf ihr nach eigenen Angaben grösstes Private-Debt-Engagement in Höhe von 586 Mio. CHF vor, insgesamt belaufen sich die Netto-Kreditverluste auf 606 Mio. CHF. Dies teilt sie am Donnerstagmorgen bei der Vorlage ihres Jahresergebnisses 2023 mit.

Weiter kündigt die Bank an, sich aus dem Private-Debt-Geschäft zurückzuziehen. Künftig werde man sich auf Hypothekar- und Lombardkreditlösungen konzentrieren, wo die Gruppe eine langfristige Erfolgsbilanz vorweisen könne.

Das missglückte Signa-Geschäft hat auch personelle Konsequenzen: CEO Philipp Rickenbacher legt sein Amt nieder, «im gegenseitigen Einvernehmen mit dem Verwaltungsrat», wie Julius Bär mitteilt. Ad interim übernimmt der stellvertretende CEO und Chief Operating Officer Nic Dreckmann die Führung der Bank. David Nicol, Vorsitzender des Governance- und Risikoausschusses des Verwaltungsrats, wird sich an der Generalversammlung 2024 nicht zur Wiederwahl stellen.

VR-Präsident entschuldigt sich

«Im Namen des gesamten Verwaltungsrats drücke ich mein tiefes Bedauern aus, dass die vollständige Wertberichtigung des grössten Engagements in unserem Private Debt Geschäft unseren Konzerngewinn für 2023 signifikant beeinträchtigt hat», sagt Romeo Lacher, Verwaltungsratspräsident der Julius Bär Gruppe. «Wir unternehmen nun entscheidende Schritte, um alle Unsicherheiten in Bezug auf unser Private Debt Geschäft und künftige Auswirkungen dieses einzelnen Kreditvorfalls auf unsere Finanzergebnisse zu beseitigen, und wir ziehen uns ganz aus diesem Geschäft zurück.»

Die Bank habe Benko nicht nur zu hohe Kredite ausgereicht und damit ein Klumpenrisiko aufgebaut, berichtet die „NZZ“. Sie habe auch keine erstrangigen Sicherheiten eingefordert. Dass Julius Bär jetzt mit einem Totalausfall rechne, dürfte die Märkte negativ überraschen, so die NZZ weiter. Beobachter seien zuletzt davon ausgegangen, dass sich ein Drittel des Benko-Engagements noch retten lasse, weil eine von drei Kredittranchen an das werthaltige Luxushandelsgeschäft gekoppelt sei und Julius Bär in diesem Fall in der Gläubigerhierarchie weit oben stehe. Vor wenigen Tagen hat aber die deutsche KaDeWe-Gruppe, die ein wichtiger Teil dieses Portfolios ist, Insolvenz angemeldet. (ah)

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